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  • Apr 17, 2025
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Bipolare Störung: Manie und Hypomanie

Bipolare Störungen sind chronische psychische Erkrankungen, die das Leben der Betroffenen durch extreme Schwankungen zwischen manischen (oder hypomanischen) und depressiven Phasen tiefgreifend beeinflussen. Eine wirksame Behandlung zielt darauf ab, diese Stimmungsschwankungen zu stabilisieren, Rückfälle zu verhindern und den Betroffenen zu ermöglichen, ein möglichst stabiles und erfülltes Leben zu führen.

Behandlung der Bipolaren Störung: Ein Überblick über Therapie und Medikamente

Bipolare Störungen sind chronische psychische Erkrankungen, die das Leben der Betroffenen durch extreme Schwankungen zwischen manischen (oder hypomanischen) und depressiven Phasen tiefgreifend beeinflussen. Eine wirksame Behandlung zielt darauf ab, diese Stimmungsschwankungen zu stabilisieren, Rückfälle zu verhindern und den Betroffenen zu ermöglichen, ein möglichst stabiles und erfülltes Leben zu führen. Dies erfordert in der Regel einen multimodalen Ansatz, der medikamentöse Therapie und psychotherapeutische Interventionen kombiniert.

Die Fundamentale Rolle der Medikamentösen Therapie

Die medikamentöse Behandlung bildet die Grundlage der Therapie bipolarer Störungen. Ohne eine adäquate pharmakologische Unterstützung ist das Risiko für erneute Krankheitsphasen und eine Verschlechterung des Zustands erheblich erhöht. Die Auswahl der Medikamente richtet sich nach der aktuellen Krankheitsphase (akute Manie, akute Depression, gemischte Episode oder Erhaltungstherapie) und individuellen Faktoren.

1. Behandlung akuter manischer Episoden

Das Hauptziel ist die schnelle Kontrolle der manischen Symptome, um riskantes Verhalten zu verhindern und den Betroffenen zu stabilisieren. Eingesetzt werden vor allem:

  • Antipsychotika (Neuroleptika): Sie wirken rasch gegen Symptome wie starke Erregung, Agitation, psychotische Erlebnisse (Wahn, Halluzinationen) und Schlafstörungen. Beispiele sind sowohl ältere (z.B. Haloperidol) als auch neuere, sogenannte atypische Neuroleptika (z.B. Risperidon, Quetiapin, Olanzapin, Aripiprazol), die oft besser verträglich sind.
  • Stimmungsstabilisierer: Diese Medikamente helfen, die Intensität der Manie zu reduzieren und wirken gleichzeitig vorbeugend gegen zukünftige Episoden. Dazu zählen:
    • Lithium: Gilt als Goldstandard, besonders wirksam in der Akutbehandlung und Langzeitprophylaxe von Manien. Erfordert regelmäßige Blutspiegelkontrollen zur Überwachung von Wirksamkeit und Nebenwirkungen.
    • Antikonvulsiva (ursprünglich gegen Epilepsie entwickelt): Valproinsäure und Carbamazepin sind ebenfalls etablierte Optionen zur Behandlung akuter Manien.

2. Behandlung akuter depressiver Episoden

Die Behandlung bipolarer Depressionen ist komplex, da der alleinige Einsatz von Antidepressiva das Risiko birgt, eine (hypo-)manische Episode auszulösen (“Switch”). Daher werden Antidepressiva, wenn überhaupt, nur in Kombination mit einem stimmungsstabilisierenden Medikament eingesetzt.

  • Mögliche Behandlungsstrategien:
    • Stimmungsstabilisierer mit antidepressiver Wirkung: Lamotrigin oder Lithium können als Monotherapie oder in Kombination versucht werden.
    • Atypische Antipsychotika: Einige (wie Quetiapin, Lurasidon, Olanzapin in Kombination mit Fluoxetin) sind spezifisch für die Behandlung bipolarer Depressionen zugelassen.
    • Kombinationstherapie: Einsatz eines Antidepressivums (bevorzugt SSRI wie Fluoxetin oder Sertralin) immer in Kombination mit einem Stimmungsstabilisierer (z.B. Lithium, Valproat) oder einem antimanisch wirksamen Antipsychotikum.

3. Behandlung gemischter Episoden

Diese Episoden, bei denen manische und depressive Symptome gleichzeitig auftreten, sind besonders belastend und schwierig zu behandeln. Oft erfordert die Therapie eine Kombination aus:

  • Atypischen Antipsychotika: Z.B. Olanzapin, Aripiprazol, Risperidon.
  • Stimmungsstabilisierenden Antikonvulsiva: Insbesondere Valproinsäure wird häufig eingesetzt.
  • Lithium: Kann ebenfalls wirksam sein. Antidepressiva werden hier meist vermieden, da sie die manischen Anteile verstärken könnten.

4. Langzeitstabilisierung und Phasenprophylaxe

Das übergeordnete Ziel der Behandlung ist die Vorbeugung erneuter Krankheitsphasen (Rezidivprophylaxe). Hierfür ist eine langfristige, oft lebenslange Einnahme von Stimmungsstabilisierern notwendig:

  • Lithium: Ist nach wie vor eines der wirksamsten Medikamente zur Verhinderung sowohl manischer als auch depressiver Rückfälle.
  • Lamotrigin: Zeigt eine besonders gute Wirksamkeit zur Vorbeugung depressiver Episoden.
  • Valproinsäure & Carbamazepin: Werden ebenfalls zur Langzeitstabilisierung, vor allem zur Manieprophylaxe, eingesetzt.
  • Atypische Antipsychotika: Einige können auch als Depot-Spritzen oder in niedriger Dosierung zur Langzeitstabilisierung verwendet werden.

Die Therapietreue (Adhärenz) ist entscheidend für den langfristigen Erfolg. Da Betroffene, insbesondere in symptomfreien oder (hypo-)manischen Phasen, die Notwendigkeit der Medikamente manchmal nicht erkennen oder unter Nebenwirkungen leiden, ist eine offene Kommunikation mit dem behandelnden Arzt über Bedenken und eine gemeinsame Entscheidungsfindung essenziell.

Psychotherapeutische Interventionen: Unterstützung im Umgang mit der Erkrankung

Während Medikamente die biologischen Grundlagen der Stimmungsschwankungen adressieren, spielen psychotherapeutische Verfahren eine unverzichtbare Rolle bei der Krankheitsbewältigung, der Verbesserung der Lebensqualität und der Reduzierung des Rückfallrisikos.

1. Psychoedukation: Wissen als Basis für Stabilität

Ein fundiertes Verständnis der eigenen Erkrankung ist für Betroffene und ihre Angehörigen von zentraler Bedeutung. Psychoedukative Programme vermitteln Wissen über:

  • Das Krankheitsbild der bipolaren Störung (Symptome, Verlauf, Ursachen).
  • Die Notwendigkeit und Wirkungsweise der medikamentösen Behandlung.
  • Das Erkennen individueller Frühwarnzeichen für beginnende manische oder depressive Episoden.
  • Strategien zum Umgang mit Stress und bekannten Auslösern (Triggern).
  • Die Bedeutung eines regelmäßigen Lebensstils. Diese Programme, oft in Gruppenformaten angeboten, fördern die Krankheitsakzeptanz und die aktive Mitarbeit in der Behandlung (Selbstmanagement).

2. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Die KVT hat sich als wirksame Methode zur Unterstützung von Menschen mit bipolaren Störungen erwiesen. Sie zielt darauf ab, dysfunktionale Denkmuster und Verhaltensweisen zu identifizieren und zu modifizieren.

  • Wichtige Elemente:
    • Stimmungsprotokolle: Helfen, Zusammenhänge zwischen Ereignissen, Gedanken, Gefühlen und Verhalten zu erkennen und Auslöser für Stimmungsschwankungen zu identifizieren.
    • Bearbeitung dysfunktionaler Kognitionen: Hinterfragen und Verändern unrealistischer Selbstüberschätzung in (Hypo-)Manien oder negativer Selbstbewertungen und Hoffnungslosigkeit in Depressionen.
    • Aufbau stabiler Routinen: Unterstützung bei der Etablierung eines regelmäßigen Tagesablaufs, insbesondere eines stabilen Schlaf-Wach-Rhythmus.
    • Entwicklung von Bewältigungsstrategien: Erlernen von Techniken zum Umgang mit Stress und zur Problemlösung.

3. Interpersonelle und Soziale Rhythmus-Therapie (IPSRT)

Diese spezifische Therapieform setzt an der Beobachtung an, dass Störungen des Tagesrhythmus und interpersonelle Konflikte häufig Auslöser für bipolare Episoden sind.

  • Ziele der IPSRT:
    • Stabilisierung biologischer Rhythmen: Fokus auf die Etablierung sehr regelmäßiger Schlafens-, Aufsteh-, Essens- und Aktivitätszeiten.
    • Verbesserung interpersoneller Beziehungen: Bearbeitung von Konflikten und Verbesserung der sozialen Kompetenzen, um Stressoren im sozialen Umfeld zu reduzieren.

4. Einbeziehung von Angehörigen: Paar- und Familientherapie

Eine bipolare Störung stellt auch für das soziale Umfeld eine große Herausforderung dar. Die Einbeziehung von Partnern und Familienmitgliedern kann die Behandlung erheblich unterstützen.

  • Vorteile:
    • Verbessertes Verständnis der Erkrankung im gesamten System.
    • Entwicklung gemeinsamer Strategien zur Kommunikation und Konfliktlösung.
    • Unterstützung bei der Früherkennung von Warnzeichen.
    • Entlastung der Angehörigen und Stärkung der Beziehungen. Spezifische familienfokussierte Ansätze (z.B. nach Miklowitz) haben sich als wirksam zur Reduktion von Rückfallraten erwiesen.

Die Synergie von Medikation und Psychotherapie

Die Forschung zeigt eindeutig, dass die Kombination aus einer konsequenten medikamentösen Behandlung und spezifischen psychotherapeutischen Verfahren die besten Langzeitergebnisse bei bipolaren Störungen erzielt. Die Medikamente schaffen die notwendige biologische Stabilität, während die Psychotherapie Werkzeuge zur Krankheitsbewältigung, Verhaltensänderung und zum Umgang mit psychosozialen Stressoren vermittelt. Regelmäßige Tagesabläufe und ein unterstützendes soziales Netz sind weitere wichtige stabilisierende Faktoren.

Proaktives Management und Frühintervention: Der Krisenplan

Da bipolare Episoden oft schleichend beginnen, ist die Fähigkeit zur Früherkennung von Warnsignalen und ein vorbereiteter Plan zum Gegensteuern entscheidend.

  • Schritte bei ersten Anzeichen einer neuen Episode:
    1. Warnsignale erkennen: Achten auf individuelle Frühwarnzeichen (z. B. verändertes Schlafbedürfnis, erhöhte Reizbarkeit, sozialer Rückzug, gesteigerte Aktivität, Grübeln).
    2. Stress reduzieren: Bewusstes Herunterfahren von Aktivitäten, Absagen nicht notwendiger Termine, Anwendung von Entspannungstechniken.
    3. Arzt/Therapeuten kontaktieren: Zeitnahe Rücksprache mit dem Behandlungsteam, um die Situation zu bewerten und ggf. die Medikation anzupassen oder andere Maßnahmen einzuleiten.
    4. Unterstützung aktivieren: Informieren von Vertrauenspersonen aus dem sozialen Netz.

Viele Betroffene erarbeiten gemeinsam mit ihrem Therapeuten einen individuellen Krisenplan, der diese Schritte konkretisiert und im Ernstfall als Leitfaden dient.

Fazit: Stabilität und Lebensqualität sind erreichbare Ziele

Bipolare Störungen sind chronische, aber gut behandelbare Erkrankungen. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Bewältigung liegt in einer langfristigen, individuell angepassten Behandlung, die medikamentöse Therapie und Psychotherapie integriert. Das frühzeitige Erkennen von Warnsignalen und ein proaktiver Umgang mit der Erkrankung ermöglichen es vielen Betroffenen, Rückfälle zu minimieren oder abzumildern. Mit der richtigen Unterstützung, konsequenter Behandlung und aktiver Selbstfürsorge ist es möglich, ein stabiles und erfülltes Leben zu führen.

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